Berichterstattung über Cryptoparty in Treptow-Köpenick

Bei unserem (mit)organisierten Netzwerktreffen und Cryptoparty am 16. August war ein Kamerateam zu Gast, dass die Veranstaltung dokumentiert hat. Der daraus entstandene Bericht für den französischen Sender France24 wurde uns nun bereitgestellt.

Der Bericht fasst kurz die Reaktionen auf den NSA-Skandal in Deutschland zusammen und beschreibt, wie Bürger sich durch Cryptoparties selbst vernetzen und sich über sichere Kommunikation informieren.

Der Bericht steht auf Englisch und auf Französisch zur Verfügung.

Zweites Paar Augen: René Pönitz

Politisches Statement der Cryptoparty

Auf der Netzwerktreffen mit anschließender Cryptoparty vom 13.8.2013 hat Daniel Senff ein 5 minütiges Statement für die Piraten gehalten, das versucht den aktuellen Stand der Diskussion in der Partei angesichts der Abhörskandale  zu formulieren. Dieses Statement ist als Einzelmeinung zu betrachten und bildet nicht zwangsläufig die Meinung aller Piraten Treptow-Köpenicks ab.

Wenn man heute über sichere Kommunikation spricht und dabei auf das Thema Kryptografie kommt, so sind in der Diskussion zwei Aspekte zu bedenken.

Der technische Aspekt ist, dass Verschlüsselung viel Verständnis von der Materie einfordert und mit Aufwand verbunden ist. Der soziale Aspekt stellt die Frage nach Verantwortung – sich und anderen gegenüber – und nach der eigenen Mündigkeit durch freie Kommunikation.

Vor 20 Jahren wurde dafür gestritten, dass harte Kryptografie frei eingesetzt werden kann und der Staat die Technologien nicht unterdrücken darf. 20 Jahre lang war das Credo in der Crypto-Community: „Eure Kommunikation ist unsicher, ihr müsst verschlüsseln!“ Dieser Aufruf erreichte jedoch nicht die Masse der Menschen. Heute beginnt die Debatte gerade in die nächste Phase überzugehen. Aus dem Streit um das Recht zur Verschlüsselung wird die Forderung nach einer Gesellschaft und einem Staat, vor dem nicht verschlüsselt werden muss.

Innenminister Friedrich erklärte kürzlich in einem Interview, dass der Staat die sichere Kommunikation nicht mehr gewährleisten könne. Es sei eines jeden eigene Verantwortung sichere Dienste zu benutzen und Verschlüsselung einzusetzen. Jeder ist auf sich allein gestellt! Verschlüsselung wird damit zur Bürgerwehr. Kryptografie wird Selbstverteidigung. Bereits heute wird der Einsatz von Kryptografie vom Gesetzgeber verlangt. So beispielsweise im Rahmen der Störerhaftung bei WLAN-Netzen, bei denen der Betreiber Sorge tragen muss, sich das nötige technische Wissen anzueignen um das Netz zeitgemäß zu sichern. Hier stellt sich die Frage welcher Aufwand, welches Know-how man einem jedem Menschen zumuten kann um frei zu kommunizieren.

Verschlüsselung ist eine Technologie, die viel Verständnis erfordert und Werkzeug, dessen Nutzen Verbreitung finden sollte. Zu oft ist es jedoch ein Hilfsmittel ohne gute Anleitung. Aus diesem Anlass sind wir auf dieser Veranstaltung, um in das Thema einzuführen und praktisch zu zeigen, was hinter dem großen Wort Kryptografie steckt.

Es gibt viele gute Gründe zur Kommunikationsverschlüsselung. Letztlich dient Privatsphäre dem Schutz des Individuums. Angst vor dem Staat sollte kein Grund sein Verschlüsselung betreiben zu müssen. Wir Piraten haben schon seit einiger Zeit den Aufruf: „Transparenter Staat, statt Gläserner Bürger“. Was wir stattdessen befürchten, ist eine Informationsasymmetrie. Wenn der Staat Angst vor seinen Bürgern hat, diese ausspäht, sich aber selber der transparenten Kontrolle entzieht, haben wir ein Demokratieproblem.

Der Staat sagt uns im Grunde genommen nach den Worten von Patrick Breitenbach:

“Ihr, mein Volk, seid zunächst einmal alle grundsätzlich verdächtig. Ich, der Staat, misstraue jedem von euch. Ich, der Staat, will alles von euch wissen, bin aber selbst im Gegenzug nicht dazu bereit dir mein Inneres zu offenbaren.”

Du selbst bist ja sauber.
Du hast ja nichts zu verbergen – wie langweilig!
Aber welches Vertrauen haben die Menschen untereinander in einer Gesellschaft, wo der Staat meint dein Nachbar muss überwacht werden?

Und dies ist nur der erste Schritt: Bisher reden wir nur über Überwachung, also Lesezugriff auf unsere Daten. Aber die Technologien können mehr, Schreibzugriff und Manipulation sind möglich, was die Offenlegung des Bundestrojaners gezeigt hat.

In einer Gesellschaft, die geprägt ist von gegenseitiger Paranoia und Angst, ist Demokratie nicht möglich. Überwachung schafft eine Schere im Kopf. Echte Diskussion geht nur, wo Menschen einander vertrauen können und im Meinungsaustausch gemeinsam Wahrheit suchen. Dies drohen wir zu verlieren und gilt es zu verhindern.

Letztlich geht es um die Mündigkeit eines jeden Einzelnen. Unsere Mündigkeit steht auf dem Spiel. Dabei gilt es auch Elitenbildung zu verhindern, weil nicht von jedem eigenverantwortliche Verschlüsselung erwarten darf. Auch Menschen, die keine Möglichkeit zum Einsatz von Kryptografie haben, sollen nicht befürchten müssen Opfer staatlicher Massenüberwachung zu werden. Unser Ziel ist Teilhabe eines Jeden in einer freien Gesellschaft. Kryptografie ist Selbstverteidigung des Einzelnen, aber keine Lösung. Was es braucht, ist gesellschaftlicher Wille und Parteien, die Rückgrat beweisen, auch außerhalb von Wahlkampfzeiten für so eine Gesellschaft zu kämpfen.

Zweite Paar Augen: Michael Böttcher, Nora König, TIno Samland

Nachbereitung Cryptoparty vom 13.8.2013

Gestern lief die erste Cryptoparty in Alt-Treptow der Kunger-Kiez-Initiative. An dieser Stellen wollen wir uns für die rege Teilnahme bedanken und kurz die besprochenen Inhalte zum Thema „Sichere Kommunikation“ zusammenfassen und weiterführende Links zur Verfügung stellen. (mehr …)

Netzwerktreffen Karl-Kunger-Kiez – Information, offene Diskussion und Cryptoparty

Ein Abhörskandal jagt den nächsten – welche Bedeutung hat der aktuelle Datenskandal für unsere Netzwerke und wie können wir unsere Kommunikation schützen? Darüber möchten wir informieren und mit euch diskutieren.

Es gibt viele einfache Möglichkeiten, mit denen du deine Daten und deine Kommunikation schützen kannst. Deshalb laden wir nach der Diskussion zu einer Cryptoparty. In diesem Workshop wollen wir das Rüstzeug für verschlüsselte Kommunikation verständlich erklären und für dich und deine Freunde nutzbar machen.

Los geht’s um 19:00 bei der KungerKiezInitiative, Karl-Kunger-Str.15, 12435 Berlin.
Mehr Informationen über die Veranstaltung

Zweites Paar Augen: Volker Schröder

Änderung des Datenschutzes, Meldebehörden geben Daten von Bürgern frei

Wie aus der Pressemitteilung der Piratenpartei Deutschland zu entnehmen ist, wurde das Gesetz zur »Fortentwicklung des Meldewesens« ohne weitere Aussprache und in geänderter Form beschlossen. So wurden die Rechte des Bürgers gegenüber Adresshändlern und Werbetreibenden entgegen dem früheren Entwurf deutlich geschwächt. Ein vorgesehenes elektronisches Widerspruchsrecht wurde gestrichen.

Das heißt, dass Bürger, die nicht mit Werbung belästigt werden möchten, explizit der Weitergabe ihrer Daten durch die Ämter widersprechen müssen.

Der Widerspruch kann dabei bei den Meldeämtern im Bezirk geschehen. Hierzu reicht ein formloser Antrag mit der Begründung, auf die Weitergabe seiner Daten an nicht öffentliche Stellen verzichten zu wollen.

Innerhalb unseres Bezirkes gibt es leider nur noch 2 Bürgerämter:

Bürgeramt I in Köpenick
Rathaus Köpenick
Alt-Köpenick 21, 12555 Berlin

Bürgeramt II in Schöneweide
Michael Brückner Str. 1, 12439 Berlin

Auf Nachfrage bei den Bürgerämtern wurde uns mitgeteilt, dass der Antrag vor Ort abgegeben werden muss und zwei Jahre gültig ist. Über das Auslaufen des Opt-Out soll man jedoch informiert werden.

Bitte bringt ein wenig Zeit und Geduld mit und seit nett zu den dort arbeitenden Angestellten. Denn sie leisten einen guten Job unter recht schwierigen Umständen.

Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass sich die PIRATEN in ihrem Grundsatzprogramm gegen die Weitergabe personenbezogener Daten vom Staat an die Privatwirtschaft aussprechen.